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Arbeitsmarktsituation zu Corona-Zeiten

13. Mai 2020

Coronabedingtes virtuelles Treffen des Wirtschaftskreises
mit AMS-Geschäftsführer Sven Hergovich

Der Wirtschaftskreis führte bedingt durch die Corona-Pandemie sein  erstes Treffen via Videokonferenz durch. Obmann Martin Weber konnte  nicht nur zehn Mitglieder im Chat begrüßen, sondern auch den  Geschäftsführer des AMS Niederösterreich, Sven Hergovich. Angesichts der  explodierenden Arbeitslosigkeit und von hunderttausenden  ArbeitnehmerInnen in Kurzarbeit ist das AMS derzeit besonders gefordert. 

Sven Hergovich gab den TeilnehmerInnen der Videokonferenz einen sehr offenen Einblick in die aktuelle Arbeit des AMS Niederösterreich und erläuterte sehr augenscheinlich die volkswirtschaftliche Zusammenhänge. Den Unmut der Unternehmer betreffend die Verzögerungen bei der Auszahlung der Fördergelder kann Hergovich gut verstehen: Im Gegensatz zu Deutschland hat die Kurzarbeitsregelung in Österreich einen „Konstruktionsfehler“, da erst im Nachhinein abgerechnet werden kann und keine Vorabauszahlungen erfolgen. Speziell aufgrund der anstehenden Sonderzahlungen („Urlaubsgeld“) wird diese Regelung viele Unternehmen im Juni in massive Schwierigkeiten bringen. Hergovich rechnet damit, dass dadurch auch die Zahl der Insolvenzen massiv steigen wird.

Es brauche jetzt „Perspektiven“ für Arbeitgeber und Arbeitnehmer. Den BerufseinsteigerInnen und angehenden Lehrlingen müsse rasch geholfen werden, sie sind von der Arbeitslosigkeit am stärksten betroffen. Einige Arbeitgeber „nutzen“ die Situation aber auch, um Anpassungen im Personalstand durchzuführen. Viele ältere ArbeitnehmerInnen haben durch die Corona-Krise ihren Arbeitsplatz verloren, ohne eine Chance aufgrund Ihres Alters wieder eine neue Beschäftigung zu finden.

Leider zeigen die Erfahrungen früherer Krisen, dass die Arbeitlosigkeit zwar wieder sinkt, jedoch nicht unter das Niveau vor der Krise. Wir werden also in den nächsten Jahren mit einer erhöhten Arbeitslosigkeit leben müssen. Die habe auch enorme Auswirkungen auf die Kaufkraft der Menschen und damit auf die Ausgaben für den privaten Konsum.

Ein Missbrauch der Kurzarbeitsregelung könne derzeit sehr schwer nachgewiesen werden, bei offensichtlichen Fälschungen bei den Arbeitszeitaufzeichnungen arbeite das AMS aber sehr eng mit der Finanzpolizei zusammen.

In den letzten Jahren gab es im Bereich der Facharbeiter einen Verdrängungswettbewerb durch Arbeitskräfte aus östlichen Nachbarländern. Durch die Freigabe des Arbeitsmarktes für ArbeitnehmerInnen aus Kroatien wird dies auch nach der Krise noch anhalten. Der Facharbeiterberuf muss durch Verbesserungen auf den drei Ebenen Arbeitszeiten, Arbeitsbedingungen und Entlohnung attraktiver gemacht werden. Die Krise hat auch vor Augen geführt, dass wir in einigen Wirtschaftsbereichen sehr stark von Exporten abhängig sind. Hier wird auch in Hinblick auf den Arbeitsmarkt ein „Blickwechsel“ notwendig sein.

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