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Die Pandemie ist noch nicht vorbei!

24. Juni 2020

Reflexion über die Bewältigung der COVID-19-Pandemie mit dem Chefarzt des Arbeiter-Samariter-Bundes Österreichs, Prim. Prof. Dr. Michael Gruska

Prim. Gruska, den eine schulische Vergangenheit mit Wiener Neustadt verbindet, stand den Mitgliedern des Wirtschaftskreises für deren Fragen rund um die COVID-19-Pandemie zur Verfügung. Und er warnte davor zu glauben, dass die Infektionsgefahr schon überwunden ist. Auch wenn Österreich durch sehr rasche und umfassende Maßnahmen die Infektionszahlen in Grenzen halten konnte, dürfen wir nicht leichsinnig werden. Eine zweite Welle ist nicht ausgeschlossen.

Obmann Martin Weber bedankt sich bei Prim. Prof. Dr. Michael Gruska für die „offene“ Analyse der COVID-19-Pandemie.

Dr. Gruska gab den TeilnehmerInnen einen Einblick in die Wirkweise des Virus und konnte sehr gut darstellen, warum Abstand, Händehygiene und Mund-Nasen-Schutz die wirksamsten Maßnahmen sind. Den Hauptinfektionsort stellen die oberen Atemwege dar, die mit diesen Maßnahmen am zielführendsten geschützt werden können.

Er warnte auch davor, den COVID-19-Virus zu verharmlosen. Während der Grippe-Virus in den meisten Fällen keine Folgeschäden verursacht, greift das Corona-Virus die Lunge nachhaltig an. Deshalb sind auch Patienten mit Vorerkrankungen einer höheren Gefährdung ausgesetzt.

Interessant war auch die Bezugnahme auf Studien aus Italien, die nachgewiesen haben, dass das Virus bereits 2019 nachgewiesen werden konnte.

Prof. Gruska beleuchtete aber auch das Gesundheitsystem. Gerade jene europäischen Länder, in denen das Gesundheitswesen in den letzten Jahren krank gespart wurde, gerieten unter den größten Druck. Hier hat Österreich von einem starken System sehr profitiert. Die Intensivbetten waren zu keinem Zeitpunkt mehr als zu einem Drittel ausgelastet. Außerdem hat sich gezeigt, dass die Erkenntnis, dass sozial schlechter gestellte Menschen auch gesundheitlich benachteiligt sind, auch bei der Infektion mit COVID-19 feststellbar war (Wohnungssituation, etc.).

Sollte aufgrund der Leichtsinnigkeit der Menschen eine „2. Welle“ kommen, so zeigte sich der Kardiologe Gruska optimistisch, dass dieser neuerliche Anstieg mit den vorhandenen Werkzeugen und Maßnahmen sowie regional begrenzten Einschränkungen beherrschbar sein würde. Dr. Gruska sprach sich auch für eine Impfpflicht aus – und dies nicht nur bei COVID-19. Im Gegensatz dazu tritt er aber im Zusammenhang mit der „App“ aus demokratiepolitischen Überlegungen für die Beibehaltung der freiwilligen Nutzung aus.

Die rasche und umfassende Information war zu Beginn der Krise sehr hilfreich, führte aber durch die „Flut an Pressekonferenzen“ in der Folge zu sehr viel Verwirrung. Diese Verwirrung wiederum bedingt bei vielen Menschen, dass sich dann an wichtige und notwendige Maßnahmen nicht mehr halten.

Abschließend philosophierten die TeilnehmerInnen mit dem Gastreferenten noch darüber, wie weit diese Krise auch zu einem Undenken unserer Lebensweise führen wird. Und wenn auch das Sprichwort: „Das Leben ist tödlich“ in seiner letzten Konsequenz stimmt, sollte trotzdem das Bewusstsein in der Bevölkerung geschaffen werden, alles zu tun, um die Pandemie mit möglichen geringen Infektionszahlen zu bewältigen.

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